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Die Antwort kommt heute unerwartet schnell: Du kannst Dir ungefähr 7 Dinge (Fachleute sprechen von „Chunks„) in Deinem Arbeitsgedächtnis merken – plus/minus zwei, um genau zu sein. Das ist der Grund, weshalb Du Dir wahrscheinlich eine Telefonnummer ziemlich gut merken kannst, zumindest einige Sekunden lang. Doof ist bloß, dass Du die Telefonnumemr vergessen hast, kurz nachdem Du sie gewählt hast. Aber so ist das halt, mit dem Arbeitsgedächtnis; nach der Arbeit ist das Gemerkte dann auch schon wieder weg.

Bildquelle: KenSteinberg.com

Anders ist das beim Langzeitgedächtnis: Noch Jahre später kann man sich genau daran erinnern, wie entsetzlich peinlich es war, als … (was auch immer) 😉

Kurzzeitgedächtnis, Langzeitgedächtnis, Arbeitsgedächtnis, prozedurales Gedächnits und einige Begriffe mehr tauchen immer wieder auf, wenn man sich mit dem Thema Gedächtnis befasst. In diesem Artikel möchte ich versuchen, ein bisschen Ordnung in dieses Sammelsurium zu bringen.

Zunächst müssen wir uns klar machen, dass es durchaus verschiedene Aspekte gibt, unter denen wir das Gedächntis betrachten können: (1) die Zeit (wie lange kann ich mir etwas merken?) und (2) der Inhalt (was ist es, was ich mir merke?).

Schauen wir uns also als erstes das Gedächtnis unter dem Aspekt Zeit an, wie lange wir uns also etwas merken können.

Wir besitzen das sogenannte sensorische Gedächtnis. Diesem Gedächtnis ist es zu verdanken, dass Du wahrgenommene Sinnesreize wie einen Geruch, ein Wort oder ein Bild kurz darauf widergeben kannst, obwohl Du gar nicht aufmerksam warst. Wer kennt das nicht, jemand erzählt Dir etwas entsetzlich langweiliges und die eigenen Gedanken schweifen dahin – plötzlich hörst Du den Satz „Hörst Du mir überhaupt zu? Was habe ich gerade gesagt?„. Und jetzt? Dank unseres sensorischen Gedächtnisses haben wir die korrekte Antwort direkt zur Hand 🙂

Unserem Kurzzeit- bzw. Arbeitsgedächtnis sind wir zum Dank verpflichtet, weil es uns hilft, Informationen bis zu 45 Sekunden lang zu merken – Das Beispiel Telefonnummer ist ja bereits gefallen. Die früher übliche Bezeichnung Kurzzeitgedächtnis wurde in den letzten 25 Jahren durch den Begriff Arbeitsgedächtnis abgelöst, das sich seinerseits wieder in drei Subsystem zerlegen läßt – aber das würde hier nun zu weit führen.

Widmen wir uns statt dessen Herrn Hermann Ebbinghaus

Wenn wir über das Gedächtnis sprechen, sollte der Name Ebbinghaus nicht fehlen, denke ich. Hermann Ebbinghaus hat außerdem einen direkten Bezug zum Titel dieses Artikels, denn er hat die so genannte Vergessenskurve entwickelt. Ebbinghaus hatte sich zunächst eine Reihne unsinniger Silben, wie etwas GRI, SLO oder BRU ausgedacht und diese dann auswendig gelernt. Nach einiger Zeit hat er versucht, die gelernten Silben wiederzugeben, und dabei hat er sehr genau notiert, nach welcher Zeit er wie viele Silben vergessen hatte. Bei diesen Experimenten ist ihm aufgefallen, dass er sich ungefähr sieben Silben ganz problemlos merken konnte 😉

Langzeitgedächtnis: Wie der Name schon sagt, können wir uns in unserem Langzeitgedächtnis Dinge mächt lange merken, jahrelang wenn es sein muß. Häufig ist dies auch sehr gut, so zum Beispiel, wenn wir uns im Alter ganz genau an unsere erste Liebe erinnern können. Manchmal ist es aber schlecht, wenn wir bspw. unschöne Dinge einfach nicht vergessen können. Für den zweiten Fall kennen wir Menschen einen Trick, den man Verdrängung nennt und in dem Sigmund Freud den Grund für die Entwicklung von Neurosen gesehen hat. Aber das ist ein andres Thema.

Was passiert, wenn man nichts vergessen kann? Das wäre eine tolle Sache, könnte man meinen. Tatsächlich ist es aber ein Problem und wird hyperthymestisches Syndrom genannt. Die Amerikanerin Jill Price, die unter dieser Krankheit leidet, hat ein Buch darüber geschrieben und „Welt Online“ hat 2008 über sie berichtet.

Bislang haben wir uns das Gedächtnis also unter dem Aspekt angeschaut, wie lange wir uns etwas merken können. Unterscheiden wir nach der Art der Informationen, die wir uns merken, wird das Gedächtnis anders eingeteilt.

In unserem deklarativen Gedächtnis speichern wir unser Wissen, genauer ausgedürkct: Im semantischen Gedächntis den Sinn von Zeichen (so können wir zum Beispiel lesen) und im episodischen Gedächtnis speichern wir Informationen über die Begebenheiten, die wir erleben. Ins Langzeitgedächtnis gelangen diese Informationen zum Beispiel durch häufiges Wiederholen aber auch durch sehr starke Emotionen, die mit einer Information verknüpft sind.

Unsere Fertigkeiten, wie zum Beispiel das Fahrradfahren oder das Klavierspielen, die wir ohne bewusstes Nachdenken zustande bringen, sind in unserem prozeduralen Gedächtnis gespeichert. Das prozedurale Lernen wird hauptsächlich dem Kleinhirn zugeschrieben, was dazu führt, dass es unserem Bewusstsein nicht zugänglich ist. Es ist also etwas, das ziemlich automatisch abläuft – wer denkt beim Autofahren schon ganz bewusst über das Schalten nach (Fuß zur Kupplung, Kupplung drücken, Hand zum Schalthebel etc.)? Jeder Mensch, der ein Musikinstrument spielt, weiß, dass es extrem hinderlich ist, bei schnellen Passagen darüber nachzudenken, was man da eigentlich tut, denn im nu hat man sich dann verspielt – so kann es also durchaus sein, dass Nachdenken hinderlich ist 😉

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