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Dieser Beitrag richtet sich an junge Bewerberinnen und Bewerber, die aufgrund ihrer fehlenden Erfahrungen noch nicht richtig einschätzen können, was in einem Bewerbungs- oder Vorstellungsgespräch alles passieren kann oder sollte.

Ich denke, dass es sinnvoll ist, diese Situation einmal aus der „Gegenperspektive„, d.h aus der Perspektive des Arbeitsgebers zu betrachten.

Phase 1 – Gesprächsbeginn

Deinem Gegenüber ist in der Regel klar, in welcher Situation Du Dich befindest und man wird hoffentlich bemüht sein, die Spannung aus der Situation zu nehmen. Vielleicht wirst Du gefragt, ob Du gut her gefunden hast oder ob Dir auch so warm ist oder wie Deine Sommerferien waren. Nutze den Small-Talk ruhig, um Dich an die neue Umgebung und an die Menschen langsam zu gewöhnen.

Nun kann es passieren, dass Du direkt nach dem einleitenden Wortwechsel gebeten wirst, etwas von Dir zu erzählen, von Deinem Lebenslauf, von den Dingen, die Dir in der Schule besonders viel Spaß gemacht oder von Deinem Hobby. Hierauf solltest Du vorbereitet sein und einen Plan im Hinterkopf haben, welche Dinge Du besonders hervorheben möchtest (und warum). Hat Dein Hobby mit dem Beruf zu tun, ist klar, warum dieses erwähnt werden sollte; haben Deine Lieblingsfächer zu dem entsprechenden Berufswunsch geführt, sollte auch dies erwähnt werden.

Eine weitere Frage, die manchmal zu Beginn eines Vorstellungsgespräches gestellt wird, ist die, weshalb Du gerade diesen Beruf lernen oder gerade in diesem Unternehmen arbeiten möchtest. Im günstigsten Fall gibt es tatsächlich einen guten Grund dafür, und dann solltest Du ihn mit wenigen Sätzen überzeugend erörtern können.

Wenn jemand also bspw. seit seiner Kindheit ein Computer-Freak ist, sollte es niemanden verwundern, wenn er eine Ausbildung zum Anwendungsentwickler machen möchte. Ein junges Mädchen, das sich seit Jahren als Klassensprecherin für die Belange der Klasse einsetzt wird diesen Berufswunsch wahrscheinlich nicht hegen, sondern sich eher im sozialen Umfeld orientieren.

Aus Sicht des Arbeitgebers: Dieser wird sich während Du sprichst, Fragen wie diese stellen:

  • wie gut sie/er sich vorbereitet?
  • wie ernst ist es ihr/ihm?
  • wie gut passer er/sie in unser Team?
  • wie verlässlich und gewissenhaft ist sie/er?
  • ist er/sie nett und umgänglich?

Bevor Du Dich zum Vorstellungsgespräch aufmachst, versuche die Dinge, die Du auf bestimmte Fragen sagen möchtest, unter diesen Fragestellungen zu beleuchten. Einige der Antworten wirst Du nicht beeinflussen können, z.B. ob Du gut in das Team passt oder nicht – andere Antworten kannst Du mit Deinem Verhalten, Deiner Kleidung, Deinen Worten, Deiner Pünktlichkeit oder Kleinigkeiten wie Stift und Notizzettel positiv beeinflussen.

Speziell hierzu findest Du auf „Psychologie im Alltag“ drei interessante Artikel: Rosenthal-Effekt, Primacy-Recency-Effekt und Halo-Effekt.

Phase 2 – Das Unternehmen

An dieser Stelle wird Dein Gegenüber nun vielleicht erforschen wollen, wie gut Du Dich mit dem Unternehmen beschäftigt hast. Informiere Dich im Vorfeld z.B. über das Internet, merke Dir wichtige Daten wie die Namen des/der Geschäftsführer, Datum der Firmengründung, Branchenfokus oder Produktportfolio. Das zeigt dem Arbeitgeber, dass Du Dich wirklich für das Unternehmen interessierst und die Mühe nicht gescheut hast.

Hat Dich irgendetwas bei dieser Recherchearbeit besonders angesprochen? Merke Dir diese Punkte und notieren sie in Deinem Noitzblock, den Du mitnimmst. Sind Dir irgendwelche Dinge nicht klar geworden? Notiere Dir auch diese Fragen und stelle sie im Gespräch zu einem geeigneten Zeitpunkt.

In dieser zweiten Phase wirst Du Dich wahrscheinlich auch etwas ausruhen können, weil nun Dein Gegenüber etwas erzählen wird; Vom Unternehmen, von der zu besetzenden Stelle, von den Visionen oder was auch immer. Höre aufmerksam zu und frage nach, wenn Du etwas nicht verstanden hast.

Phase 3 – Deine Situation

Nun könnte es wieder um Dich gehen. Was hast Du bislang gemacht? Hast Du ein Lieblingshobby? Was hatte den größten Einfluss auf  Deine Berufswahl? Hast Du schon einmal ein Praktikum absolviert? Würdest Du heute irgendwas anders machen?

Phase 4 – Erwartungen

Ein guter Arbeitgeber wird Dir zuerst erzählen, was Du von dem Unternehmen erwarten kannst. Was ist das Besondere an diesem Unternehmen und was tut es für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Daran anschließend stellt sich ganz von allein die Frage nach Deinen Erwartungen. Wie definierst Du einen guten Arbeitgeber? Was kann der Arbeitgeber von Dir erwarten?

Wenn Menschen sich über Ihre Erwartungen unterhalten, dann oft deshalb, weil sie Enttäuschungen vermeiden möchten. Die Erwartung kann dabei als eine Art Bedingung formuliert werden, aber auch als etwas Wünschenswertes.

Wünschenswert wäre es in jedem Fall, dass Du Dir im Vorfeld Gedanken darüber machst, was Dir wichtig ist und was Du an Eigenschaften und Tugenden mitbringst, die einem Arbeitgeber wichtig sein könnten.

Phase 5 oder immer wieder zwischen durch – Persönliches

In einigen Vorstellungsgesprächen wird Dein Gegenüber versuchen, herauszufinden, was „Du für ein Mensch bist“ und Dir dazu entsprechende Fragen stellen. Das könnten solche Fragen sein:

  • Wie würden Sie Ihren Arbeitsstil beschreiben?
  • Was ist Ihnen hinsichtlich Ihres Arbeitsumfeldes wichtig?
  • Was ist Ihnen hinsichtlich Ihrer Kollegen wichtig?
  • Welche Situationen empfinden Sie als Stress?
  • Gibt es etwas, was Sie zur Entspannung tun?
  • Was motiviert Sie?
  • Welche beruflichen Pläne haben Sie kurz-, mittel- und langfristig?
  • Was tun Sie, um Ihre Ziele zu erreichen?
  • Welche Erwartungshaltung haben Sie an Ihre Arbeitszeit?
  • Welche Erwartungshaltung haben Sie an Ihr Einkommen?
  • Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
  • Sind Sie in Vereinen und Organsiationen tätig?
  • Wie gelingt es Ihnen Familie, Beruf, Freunde und Hobby zu vereinbaren?
  • Wie würde Ihre beste Freundin oder Ihr bester Freund Sie beschreiben?
  • Was sind Ihre drei größten Stärken, was Ihre drei größten Schwächen?
  • Warum denken Sie, dass wir uns für Sie entscheiden sollten?
  • Was werden Sie tun, wenn Sie diese Stelle nicht bekommen?

Ganz unabhängig davon, ob diese Fragen im Gespräch gestellt werden oder nicht, es schadet nicht, sich darüber Gedanken zu machen, da Dir die Antworten, die Du Dir dabei selber gibst, einiges über Dein Leben verraten 😉

Phase 6 – Das Ende des Gesprächs

Sind alle Fragen geklärt? Sowohl seitens des Arbeitgebers als auch von Deiner Seite? Schau noch einmal in Deinen Notizblock – hast Du alles abgehakt? Ein Profi wird nun noch einmal alles kurz zusammenfassen und Dich darüber informieren, wie es weiter geht.

Sollte dies nicht passieren, frag ruhig danach; wahrscheinlich ist es eher Unachtsamkeit, als böser Wille, dass man es Dir nicht verraten hat. Konkret: Bis wann darfst Du mit einer Entscheidung rechnen? Wie war der erste Eindruck, den man von Dir gewonnen hat?

Ihr bedankt und verabschiedet Euch.

Zum Schluss noch eine kurze Checkliste, damit Du nichts vergißt 😉

  • das Einladungsschreiben
  • Kopien Deiner Bewerbungsunterlagen
  • Listen der für Dich wichtigen Fragen
  • Notizen zur Verkehrsverbindung, eine Anfahrtsskizze oder ein Navigationsgerät
  • Fahrkarte oder voller Tank
  • Etwas Bargeld für alle Fälle
  • Stift und Schreibblock
  • Taschentücher

Viel Erfolg!

Hier noch ein Lesetipp; Es geht um 111 Fragen, die gestellt werden könnten. Das Buch kostet 6,95 EUR und Du findest sowohl bei Amazon als auch im Internet zahlreiche Infos, wenn Du nach Checklisten und Bewerbungsgespräch googelst und bingst 😉

Ergänzung vom 14. Juli: Psychologische Tricks im Vorstellungsgespräch

Quellen:

http://www.handfest-online.de
http://www.mediatown.de

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