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Hast Du Dich schon einmal gefragt, warum Du Dir immer die letzten Ziffern einer Telefonnummer prima merken kannst, den Rest aber vergessen hast? Oder anders herum: Du kannst Dich an die Vorwahl erinnern aber von der eigentlichen Rufnummer ist keine Spur mehr zu sehen. Die Erklärung ist ganz einfach: Die meisten Menschen können sich das, was ihnen zuerst bzw. das, was ihnen zuletzt an Informationen dargeboten wurde, am besten merken.

Unter anderem hat Solomon Asch diesen Effekt untersucht und ich meine, dass er auch der Namensgeber ist, bin mir aber nicht sicher. Das Experiment sah seinerzeit in etwa so aus, dass er seinen Probanden mehrere Adjektive aufgezählt hat, die diese kurz sacken lassen und anschließend daraus eine Personenbeschreibung erstellen sollten. Das Ergebnis des Experiments war, dass die Reihenfolge der Adjektive Auswirkungen auf die Personenbeschreibung hatte. Standen also positive Eigenschaften an den prominenten Stellen (am Anfang oder am Ende), fiel die Personenbeschreibung tendenziell ebenfalls positiv aus; umgekehrt genauso. Obacht also: es kann gut sein, dass Du eine Sache verzerrt in Erinnerung behälst, bloß deshalb, weil die letzten beiden Eindrücke diese Erinnerung prägen. Das ist der Recency Effekt.

Für den Primacy Effekt gibt es ebenfalls ein gutes Beispiel aus dem Alltag: Wie sagt mein Arbeitskollege Sokrates immer so schön: Es gibt nur eine Chance, den ersten Eindruck zu versauen 🙂

Natürlich kennen Werbefachleute diesen Effekt sehr gut, weshalb es überhaupt kein Zufall ist, in welcher Reihenfolge in einem Werbespot die Informationen dargeboten werden. Mit Hilfe des sogenannten Eye-Tracking Verfahrens wird untersucht, wie der Blick eines Menschen verläuft, wenn dieser eine Werbeanzeige betrachtet. So, wenn man das weiß, kann man nun wieder auf den ersten Blickpunkt und den letzten Blickpunkt die wichtigsten Elemente der Werbebotschaft platzieren.

Wenn man diesen Effekt mit dem Halo-Effekt verknüpft, dann kann man sich folgende Frage stellen: Was passiert wohl, wenn mir Höflichkeit und Humor sehr wichtig sind und ich jemanden kennen lerne, der mir höflich die Hand gibt, eine leichte Verbeugung macht und einen kleinen Scherz bringt. Wahrscheinlich werde ich diesen Menschen als sehr netten und angenehmen Zeitgenossen in Erinnerung behalten. Wenn man sich die beiden genannten Effekte vor Augen führt, kann man kritisch hinterfragen, was dieses positive (oder manchmal auch negative) Gesamturteil ausgelöst hat.

Ihr merkt, ich habe eine eher wirtschaftliche bzw. werbliche Sicht auf die Dinge. Wie sieht es in anderen Berufsfelder aus, gibt es dort auch Alltagssituationen, in denen der Primacy /Recency Effekt genutzt wird? In der Pädagogik könnte ich es mir gut vorstellen, womöglich nützt der Effekt etwas bei der Entwicklung von Lernmethoden