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Sie: „Ich glaube die Spülmaschine ist durchgelaufen.
Er: „Ich schaue mal nach.“ kurz darauf: „Ja, das ist sie.

SpüömaschineSpätestens nachdem er sich nun wieder anderen Dingen als der Spülmaschine widmet, kann für Außenstehende durchaus der Eindruck entstehen, dass da in der Kommunikation gerade etwas falsch läuft 😉

Allerdings muss das nicht so sein. Bei diesem kurzen Dialog könnte es ja tatsächlich darum gehen, einen Sachverhalt zu klären: Sie möchte gerne wissen, ob die Spülmaschine durchgelaufen ist, er interpretiert ihre Aussage als Aufforderung nachzuschauen, tut dies und informiert sie anschließend darüber. Ende der Geschichte…

Anders wäre es, wenn sich in ihrer Nachricht ein etwas anderer Apell befindet: „Ich möchte, dass Du die Spülmaschine jetzt ausräumst, denn ich glaube, sie ist durchgelaufen.“ In diesem Fall, wäre insofern etwas schief gelaufen, als dass nun nicht das eintritt, was „sie“ erwarten würde — obwohl ja kein Mensch so dämlich sein kann und die glasklare Botschaft in der Aussage nicht versteht – oder doch? 🙂

Wenn Du noch nie etwas von den vier Komponenten einer Nachricht bzw. Friedemann Schulz von Thun gelesen oder gehört hast, solltest Du Dir meinen Beitrag zu dem Thema anschauen, bevor Du diesen hier liest. [ Klicke in dem Fall einfach hier ]

Im genannten Beitrag ging es im Wesentlichen um die Anatomie einer Nachricht, und der Fokus lag auf dem Sendenden. Heute möchte ich die Perspektive ändern und den Empfänger einer Nachricht in den Vordergrund stellen. Denn unabhängig davon, was der Sender mit einer Aussage beabsichtigt, dem Empfänger steht es durchaus frei, auf allen vier oder nur wenigen seiner Ohren zu hören.

So hätte „er“ zu Beginn dieses Textes folgende Optionen gehabt:

1. gar nicht reagieren, denn sie hat ihm ja schließlich weder eine Frage gestellt, noch ihn aufgefordert etwas zu tun. Sie hat geäußert was sie denkt. Was bitte hat das mit ihm zu tun? 😉

2. Die Spülmaschine ausräumen oder nachschauen; in beiden Fällen hätte er ihre Aussage als Aufforderung interpretiert, etwas zu tun. Er hätte in diesem Fall auf seinem Apell-Ohr etwas empfangen.

3. Er hätte aber auch beleidigt oder verärgert reagieren können, denn die Kombination aus den Botschaften die sein Beziehungsohr und sein Apell-Ohr empfangen haben, hätte zum Ausdruck gebracht: „Ich bin befähigt, Dir zu befehlen, die Spülmaschine auszuräumen. Und eigentlich ist es eine Unverschämtheit von Dir, dass ich Dich erst darauf hinweisen muss.“ Das macht unter Umständen zornig.

Ihr merkt, es gibt ziemlich viele Möglichkeiten, eine Aussage wie „Ich glaube, die Spümaschine ist durchgelaufen.“ zu interpretieren. Schauen wir uns die einzelnen Ohren des Empfängers einmal genauer an:

Das Sach-Ohr.

Auf diesem Ohr empfangen wir – nach der Theorie von Friedemann Schulz von Thun – ganz sachliche Fakten. Hätte „er“ im Beispiel oben nur auf diesem Ohr gehört, hätte er nicht reagiert, denn faktisch ergibt sich aus ihrer Aussage weder ein Grunde zu sprechen noch zu handeln.

Das Apell-Ohr.

Da unser Protagonist aus dem Beispiel aber handelt, bedeutet dies, dass er auch auf dem Apell-Ohr etwas empfangen haben muss. Ob sie allerdings einen Apell in Ihrer Nachricht gesendet hat oder ob er den richtigen Apell gehört hat, ist davon unabhängig.

Das Offenbarungs-Ohr.

„Ihre“ Offenbarung, die „er“ im  Beispiel hört, lautet: „Es interessiert mich, ob die Spülmaschine durchgelaufen ist.“ Alternativ hätte er hören können: „Es stört mich, dass die Spülmaschine nicht ausgeräumt ist, obwohl sie durchgelaufen sein müsste.“ – hat er aber nicht, weshalb er nur nachschaut und ihr die gewünschte Information gibt.

Das Beziehungs-Ohr.

Auf dem Beziehungs-Ohr nimmt „er“ im Beispiel wahr, dass es nun für ihn angesagt ist, den Zustand der Spülmaschine zu ermitteln und ihr mitzuteilen. Sie ist also offenbar befähigt, ihm Befehle zu erteilen – wenn „er“ dies auf dem Beziehungs-Ohr wahrnimmt und eine andere Auffassung vertritt, kann es leicht zu einer Konfliktsituation kommen. Zwischen Eltern und ihren pubertierenden Kindern sind die Nachrichten auf dem Beziehungs-Ohr ein Grund für Streitereien: „Zieh Dir eine Jacke an, draußen ist es kalt!„, sagt die besorgte Mutter zu ihrer 15 jährigen Tochter. Auf dem Beziehungs-Ohr könnte diese empfangen „Du bist noch zu klein, um selbst zu entscheiden, ob Du eine Jacke anziehen solltest oder nicht. Deshalb bevormunde ich Dich jetzt und erteile Dir den Befehl, Dir eine anzuziehen.“

Spüömaschine2Kommunikation ist bekanntlich keine so einfache Angelegenheit; und gerade deshalb ist es ganz hilfreich, einen kurzen Dialog – gerade auch dann, wenn er zu Konflikten geführt hat – vor dem Hintergrund der vier Ohren zu analysieren.

Wenn eine belanglose Aussage wütend macht, hilft es, den Grund für sich selbst mal zu hinterfragen. Oder wenn der Empfänger einer Botschaft nicht so handelt, wie ich es als Sender erwarten würde, sollte ich vielleicht hinterfragen, ob mein Apell klar formuliert war oder ob ich von meinem Kommunikationspartner erwarte, dass er meine Gedanken liest.

Im Alltag gibt es jedenfalls zahlreiche Situationen, in denen das „Modell der vier Ohren“ super angewendet werden kann 🙂